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...ankommen!

Autorenbild: VivicaVivica

Vor ein paar Tagen sah ich das Seepferdchen und das Äffchen an und wußte es plötzlich. Nach 10 Jahren Mama sein, darf ich mich angekommen fühlen. Ich bin heute die Mutter die ich sein möchte. Für mich ist das unfassbar, dass ich das mal eben so lässig hier schreiben darf.

Meine eigene Kindheit hat mir kein Mutterbild geschenkt auf das ich zurückgreifen wollte. Ich wurde, zurückhaltend beschrieben, sehr Preußisch erzogen. Als ich dann selbst schwanger wurde habe ich die Mutter an meiner Seite vermisst, die mich hätte sanft leiten können. Mit dem Seepferdchen hatte ich dann eine harte Zeit der Findung. Und an manchen Tagen hörte ich dann den anderen jungen Mamis zu, die von ihren Müttern. und deren Hilfe schwärmten. Meine Mutter wollte mich sehr gern unterstützen. Auf ihre Weise. Ich spürte einfach so stark, dass dies nicht mein Weg ist! Als Mutter von einem Kind habe ich da auch noch einigermaßen meine Wünsche und Vorstellungen leben können, als aber das Äffchen geboren wurde, da schwankte unser Schiff im Ozean gewaltig. Ich mag keine Labels, dennoch, das Äffchen schrie sich jeden Tag bis zu 8 Stunden die Seele aus dem Leib. Das Seepferdchen tobte, weil es sich nicht den Bedürfnissen des neuen Babys unterwerfen wollte und ich war Monatelang hundemüde. Denn das Äffchen dachte trinken sollte man Nachts jede Stunde oder einfach komplett das Leben an Mamas Brust verbringen.

Nachdem beide dann laufen konnten und keine Babys mehr waren zeigten mir beide voller Stolz ihre Energie und Kreativität. 2qm hatten wir einen Morgen im Wohnzimmer in geraden Linien mit einem schwarzen 6cm Edding verziert, das Krankenhauspersonal kannte uns persönlich mit Namen, diverse Gipse schmücken die Kinderzimmer, Nachts an Apothekerschränken zu hängen als bequem befunden. Ja, wir waren für jede Familienfeier eine echte Bereicherung!

Nachdem ich nun eine Ausbildung als Erlebnispädagogin, diverse GFK Fortbildungen, die Meditation, Atemtechniken, einen Hund erfolgreich erzogen habe, eigene Gefühlekarten entwickelt und so einige Methoden selbst erfunden habe, kann ich voller Glück schreiben, dass ich angekommen bin. Ich fühle mich zum ersten Mal komplett wohl, so wie ich als Mutter bin, so wie meine Kinder sind, so wie wir leben und lieben und gemeinsam Kompromisse finden. Ja, und auch an manchen Ecken mal ausgelassen streiten!

Ich schreibe das ganz ehrlich und offen.

Ich war als junge Mutter in einer schwedischen Kindergruppe als eine neue Mutter mich fragte, wie das so wäre mit dem kurzen Altersabstand meiner Kinder? Weil ich bin wie ich bin, antwortete ich ohne zu zögern: Wenn ich es nochmal entscheiden würde, dann würde ich einen Monsieur haben, der weitaus weniger auf Reisen geht, oder ich würde mir viel Zeit lassen:-)

Ihre Reaktion überraschte mich ungemein. Sie sagte ganz verwundert, dass es so selten ist von einer Mutter eine ehrliche Antwort zu hören. Da wir doch alle immer so tun wollen, als könnten wir 3 Kleinkinder, eine Geburtstagsparty und 18 Übernachtungsgäste gleichzeitig und zusätzlich gestylt wie Audrey Hepburn schmeißen. Da ich einfach immer ehrlich bin und mir dabei so wenig Gedanken mache, war mir das vorher nie aufgefallen.

Vor ein paar Jahren habe ich eine Familienfreizeit geleitet. Die Mutter schämte sich für eine Situation in der ihr Teenager involviert war. Sie fühlte sich so schlecht, dass sie abreisen wollte. Ich stand vor ihr und sagte zu ihr: Du darfst die Mama sein, die Du selber sein möchtest! Denn sie war so voll von den Glaubenssätzen ihrer eigenen Mutter. Nach unserem Gespräch ist die ganze Familie geblieben und ich hoffe, dass dieser Satz für sie so bedeutungsvoll wie für mich war. Denn in dieser Augenblick war auch für mich ein Wendepunkt.

Ich werde jeden Tag wieder Fehler machen, neue Dinge ausprobieren, behalten oder verwerfen, mich streiten und wieder versöhnen. Ich werde nicht perfekt sein! Aber wer will das schon? Ich möchte einfach die Mama sein, die ich mir gewünscht hätte!

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